SVP spricht sich gegen eine Kanti im Linthgebiet aus

19. Februar 2016
Zürichsee-Zeitung

SVP spricht sich jetzt gegen eine Kanti im Linthgebiet aus

Die CVP Linthgebiet spricht sich für eine Kantonsschule im Kreis See-Gaster aus, die CVP Toggenburg hält an Wattwil fest. Die SVP Toggenburg macht sich darüber lustig. Und unterschlägt, dass die SVP See-Gaster eine Kehrtwende vollzogen hat.

Der Ricken trennt nicht nur geografisch das Linthgebiet vom Toggenburg, sondern auch eine Partei. Im Kreis See-Gaster spricht sich die CVP für einen Kantistandort im Linthgebiet aus, im Toggenburg will sie am Ausbau in Wattwil festhalten. Und die Partei bringt es auch noch fertig, diese Meinungsverschiedenheit mitten im Wahlkampf in Inseraten kundzutun. Das hat wiederum SVP-Kantonsrat Ivan Louis aus Nesslau dankend aufgenommen. Er hat ein Video auf Twitter und Youtube gestellt mit der Aussage: «Stimmen für die CVP heben sich auf. Wählen Sie besser SVP.»

Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. CVPler und Interessensvertreter eines Standorts im Linthgbiet konterten die Kritik. So wurde etwa die Frage gestellt: Wie hälts denn die SVP mit dem Standort? Antwort von Ivan Louis: Die Geschichte ist gegessen, es braucht zurzeit keine Positionierung. Auf weitere Diskussionen lässt sich der Toggenburger nicht ein.

«Billiger Wahlkampf»

Yvonne Suter, Kantonsrätin und Mitglied der IG Pro Bildungsstandort Linthgebiet, nennt das Video «billigen Wahlkampf». «Exponenten aus allen Linthgebietparteien unterstützen die Anliegen des Linthgebiets in der Kantifrage», sagt sie. Dass sich der Regierungsrat für den Standort Wattwil ausgesprochen hat, ändert nichts an der Haltung der CVP. «Zum einen hat die Regierung ihre Präferenz für Wattwil vorab regionalpolitisch und nicht sachlich begründet, und zum anderen ist es gar nicht die Regierung, die diese Frage entscheidet, sondern der Kantonsrat und letztlich die Stimmbevölkerung», erklärt Suter. Sie findet es «der wichtigen Sachfrage unangemessen, wenn auf Kosten der sachlichen Auseinandersetzung versucht wird, kalte Parteipolitik zu machen oder eine Region gegen eine andere auszuspielen».

Ein Blick zurück zeigt, dass sich tatsächlich auch Politiker der SVP See-Gaster für den Bildungsstandort eingesetzt haben. Mehrere Vertreter, unter anderem die Präsidentin der SVP See-Gaster, Marianne Steiner, und Nationalrätin Barbara Keller-Inhelder, sind im Komitee Pro Bildungsstandort Linthgebiet aufgeführt. Dieses spricht sich klar für eine Kanti im Linthgebiet aus.

Veränderte Situation

Doch steht die SVP wirklich noch hinter dieser Forderung? Keller-Inhelder relativiert auf Anfrage: «Ich bin der IG Pro Bildungsstandort Linthgebiet vor vielen Jahren beigetreten, als es um den Neubau des BWZ Rapperswil ging. Seither wurde ich nie mehr an eine Versammlung eingeladen.» Sie stellt klar, dass sich die Situation bezüglich Kanti geändert habe. «Die SVP See-Gaster konnte die Gesamtüberlegungen des Bildungsdepartements nachvollziehen und hat den Standortentscheid akzeptiert», sagt die Nationalrätin. Eine Erhöhung der Maturitätsquote habe für sie keine Priorität. Es brauche eher gut ausgebildete Berufsleute. Doch «für eine starke Berufsschule mit einem zukunftsgerichteten Campus werde ich so lange weiterkämpfen, bis wir ihn haben».

Für den Toggenburger Kantonsrat Ivan Louis ist die Frage der Mitgliedschaft der SVPler im Komitee Vergangenheit. «Mich stört einfach, dass ein altes Thema aufgewärmt wurde. Der Entscheid ist gefallen», sagt er. Auch wenn sich Louis zur Haltung der SVP See-Gaster nicht äussern wollte, bewusst ist sie ihm. Erst gestern hat die Toggenburger SVP ein Inserat im «Toggenburger Tagblatt» geschaltet. Der Inhalt: «CVP einmal so, einmal so. Die SVP vertritt in allen Wahlkreisen das Gleiche.» (Zürichsee-Zeitung)